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AutorenbildStefanie Heß

Mit der gewaltigen Kraft schwieriger Gefühle zu mehr Glück und Wohlbefinden

Aktualisiert: 30. Juli

Die Macht der Gefühle zeigt Ihnen den Weg


Mensch schaut in einen dunklen Raum
Gesunder Umgang mit herausfordernden Gefühlen

Im Verlauf unseres Lebens werden wir alle mit einer Vielzahl von Gefühlen konfrontiert: Die Liste der Gefühle reicht von Überraschung, Freude, Liebe, Glück, über Trauer, Wut, Abscheu, Verachtung, Eifersucht und Angst.


Während positive Gefühle uns oft Zufriedenheit und Erfüllung bringen, können schwierige Gefühle uns herausfordern, uns aus dem Gleichgewicht bringen und sogar krank machen.


Ein kluger Umgang mit herausfordernden Gefühlen ist daher entscheidend für unser Wohlbefinden, unsere emotionale und körperliche Gesundheit und unsere Zufriedenheit im Leben.


Der folgende Artikel soll aufzeigen, was Gefühle sind, woran wir sie erkennen, warum und wie sie entstehen und wann und in welchem Maße wir auf sie hören können und dürfen. Außerdem gibt es einige bewährte Strategien mit schwierigen Gefühlen umzugehen, sie konstruktiv zu verarbeiten und dadurch zu einem ausgeglichenen und erfüllten Leben zu finden.


Die gute Nachricht gleich vorweg: Der Umgang mit schwierigen Gefühlen ist erlernbar und führt langfristig zu einem erfüllten Leben.


Darum wird es in diesem Beitrag gehen:



Was sind Gefühle


Eine Beschreibung

Gefühl ist ein psychologischer Oberbegriff für unterschiedliche psychische Erfahrungen und Reaktionen. Gefühle sind das Produkt der Verarbeitung von Reizen (hören, sehen, riechen, schmecken, tasten), die über die Sinnesorgane aufgenommen werden. Sie vermitteln damit ein Bild von der uns umgebenden Welt und sind physiologische Vorgängen in unserem Körper, die mit entsprechenden Sensationen (Herzklopfen, Muskelanspannung, Schwitzen, etc.) einhergehen. Gefühle sind nicht nur Ausdruck äußerer Tatsachen, sondern auch unserer eigenen Beurteilung. Von unseren frühen Bezugspersonen lernen wir die Versprachlichung der Zustände wie etwa Angst, Ärger, Eifersucht, Furcht, Freude und Liebe. Es gibt Ansätze zur Messung von Gefühlen, die allerdings nicht einheitlich anerkannt sind. Dies wiederum legt die Deutung von Gefühlen als individuelle oder subjektive Bewusstseinsqualitäten oder Ichzustände nahe.


Positive und negative Gefühle?

Häufig werden Gefühle in positiv und negative Gefühle unterteilt. Dem zufolge ist das positive ein gutes Gefühl, das negative ein schlechtes Gefühl. Als Menschen neigen wir zu Unlustvermeidung und wenden uns gern ab, von dem was negativ ist. Wir streben nach dem Positiven und beschäftigen wir uns daher weniger gern mit den negativen Gefühlen in unserem Leben.

Wenn wir aber unsere Gefühle und damit uns selbst besser verstehen wollen und einen Weg zu einem erfüllten Leben anstreben, ist es zunächst einmal hilfreich, sich von dieser Einteilung in gut und schlecht zu verabschieden. Wir wollen uns mit den Gefühlen beschäftigen, sie nicht mehr verdrängen und sie ohne Würdigung annehmen und die von ihnen vermittelte Botschaft für unser Wohlbefinden nutzen.


Was ist der Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen?

Ist denn Gefühl nicht gleich Emotion? Was ist der Unterschied, gibt es einen Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen? Ganz häufig werden die beiden Worte synonym gebraucht. Doch es gibt ihn, den Unterschied zwischen Gefühl und Emotion.


Definition Emotion

Gefühle sind die Ausgangsbasis, zur Emotion werden sie, wenn sie uns zum Handeln drängen. Im Wort Emotion steckt das englische Wort >>motion<<. Emotionen sind Gefühle, die in Bewegung kommen. Wenn wir Emotionen haben, sind wir nicht nur bewegt, sondern wir wollen uns bewegen. Wir wollen die psycho-kinetische Energie des Gefühls ausdrücken oder ausagieren.


Welche Aufgabe haben Gefühle?

Die biologische Aufgabe von Gefühlen ist ein inneres Bewertungssystem. Dabei kann man klar unterscheiden, welche Richtung uns das Gefühl vorgibt, nicht aber, was genau der Handlungsimpuls dahinter ist. Dazu braucht es zu Beginn Übung und Introspektion. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen: Ein angenehmes Gefühl drückt ein erfülltes Bedürfnis aus, ein unangenehmes Gefühl zeigt uns, dass mindestens eines unserer Bedürfnisse nicht erfüllt ist.


Angenehme Gefühle

Was zeigt uns nun also ein angenehmes Gefühl? Einfach ausgedrückt: alles ist ok. Wir fühlen uns entspannt und wohl. Wir fühlen uns sicher. Wir, unsere Lebensumstände (Familie, Beruf, etc.), die Situation und/oder die Handlung sind absolut in Ordnung. Wir erleben Harmonie und sind in der Lage Fehler zu machen, daraus zu lernen und zu wachsen. Wir fühlen uns rundum wohl.


Im Alltag schenken wir diesen Gefühlen oft wenig Aufmerksamkeit. Warum auch, es ist ja alles gut. Ein Trugschluss, gerade wenn man im Leben strauchelt. Dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr.


Unangenehme Gefühle

Widrige Lebensumstände erkennen wir daran, dass sie unangenehme Gefühle in uns auslösen. An Tagen mit unangenehmen Gefühlen schaffen wir wenig, oder nichts. Manchmal ist es das Umfeld, die Lebensbedingungen, der Mangel an Unterstützung oder sogar wir selbst. Wenn wir wenig geübt sind mit dem Umgang mit schwierigen Gefühlen, erleben wir hier Ungenauigkeit. Wir verstehen nicht sofort (oder gar nicht), was uns da überschattet.


Bleiben unangenehme Gefühle im Stadion der Ungenauigkeit, schauen wir weg oder gehen gar darüber hinweg, so verdrängen wir das Gefühl und die damit verbundene Handlungsaufforderung. Verdrängung unangenehmer Gefühle funktioniert nur auf kurze Sicht. Langfristig wird das Gefühl aber nicht im Untergrund bleiben. Es wird mit Nachdruck für Handlungsänderung sorgen und uns immer deutlicher mitteilen: so wie es ist, kann es nicht bleiben!


Können wir unseren Gefühlen vertrauen?

"Sei nicht so emotional" oder "Vertraue auf dein Gefühl" was ist denn nun richtig? Viele Theologen, Psychologen und Philosophen haben sich mit dem Gefühl, den Gefühlen beschäftigt. Es ist irgendwie suspekt, was da im Körper passiert und wie Reize aus der Außenwelt in unserem Körper Verarbeitung finden. Gefühle sind also nicht wirklich greifbar und zudem ja auch schwankend (von stark bis subtil) und von Situation zu Situation auch relativ. Gerade in unserer modernen, leistungsorientierten und schnell getakteten Welt verlassen sich viele auf Ihren Verstand und misstrauen den inneren Zuständen, bzw. haben sich von Ihrem Körper als Impulsgeber abgeschnitten. Wer aber langfristig die die Kopf-Bauch-Achse ignoriert, läuft Gefahr die Verbindung zu sich zu verlieren und riskiert Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit.


Kann man sich denn dann überhaupt auf seine Intuition, seine Gefühle verlassen? Wenn etwas schwankend und relativ ist könnte man auf die Idee kommen es zu ignorieren und stattdessen einfach nur seinem Verstand folgen. Dann wiederum übergeht man wichtige Signale und handelt gegen die biologische Funktion von Gefühlen. Achten Sie also auf Störgefühle und beleuchten Sie diese für sich näher.


Wie der Umgang mit schwierigen Gefühlen gelingen kann

Wenn Sie von schwierigen Gefühlen überwältigt werden, kann Sie das in eine ohnmächtige Position bringen. Totale Überforderung und das Gefühl von Handlungsunfähigkeit lähmen Sie dann zusätzlich. Im Folgenden einige Tipps, wie Sie sich kurzfristig selbst unterstützen können und wie Sie mittelfristig die Botschaft Ihrer Gefühle besser verstehen und für Ihr persönliches Wohlbefinden nutzen können:

Atmen Sie: 4 -Pause - 6 - Pause

Schließen Sie für drei bis 10 Minuten Ihre Augen und konzentrieren sich auf Ihren Bauch. Verfolgen Sie mit Ihrer Wahrnehmung Ihre Atmung. Atmen Sie tief in den Bauch und zählen Sie dabei langsam bis vier. Achten Sie darauf, wie Ihr Atem in den Bauch strömt und sich dabei die Bauchdecke nach außen wölbt. Achten Sie auf die kleine Pause die entsteht, bevor der Atem wieder ausströmt. Lassen Sie die Atmung langsam und konzentriert fließen. Zählen Sie beim Ausatmen bis 6. Beachten Sie auch hier wieder die kleine Pause in der Atemleere. Dann beginnen Sie den neuen Atemzug mit Ihrer Wahrnehmung zu begleiten.


Diese Atemübung beruhigt Ihr System. Sie werden in den aktuellen Moment geholt und Ihr vegetatives Nervensystem erlebt "Entwarnung" und es kommt zu einer körperlichen Entspannung.


2. Anerkennung und Akzeptanz

Der nächste Schritt im Umgang mit schwierigen Gefühlen ist die Anerkennung und Akzeptanz dessen, was Sie fühlen. Jedes Gefühl hat eine Botschaft für uns. Ein positives Gefühl zeigt uns erfüllte Bedürfnisse an, ein negatives weist auf ein unerfülltes Bedürfnis hin. Für ein erfülltes Leben ist es also wichtig, unsere Gefühle nicht zu unterdrücken oder zu verleugnen, sondern ihnen Raum zu geben und sie anzuerkennen, wie sie sind. Wenn Sie Ihre Gefühle zulassen, spüren und akzeptieren, können Sie beginnen, sie konstruktiv zu verarbeiten.


3. Selbstmitgefühl praktizieren

Seien Sie mitfühlend mit sich selbst, insbesondere wenn Sie schwierige Gefühle erleben. Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst wie einen guten Freund zu behandeln. Sprechen Sie freundlich mit sich selbst und erinnern Sie sich daran, dass es normal ist, schwierige Gefühle zu erleben. Jeder Mensch erlebt herausfordernde Gefühle und sie sind nicht allein.


4. Entwickeln Sie Ihre persönlichen Bewältigungsstrategien

Bewältigungsstrategien sind Beschäftigungen/Handlungen die Ihnen guttun, Sie erfreuen und "auf andere Gedanken" bringen. Sie helfen Ihnen dabei mit der kritischen Situation umzugehen und erleichtern Ihnen die psychische Last. Wenn Sie Bewältigungsstrategien üben, solange Sie ausgeglichen und wenig herausgefordert sind, können Sie im „Notfall“ verlässlich darauf zurückgreifen. Diese Strategien sind so individuell wie Sie.

Was hilft Ihnen, wenn es Ihnen schlecht geht? Wie bringen Sie sich auf andere Gedanken? Was macht Ihnen Freude?

Es können Aktivitäten wie Sport, Musik, Malen, Meditation, Achtsamkeitsübungen, kreative Ausdrucksformen (singen oder tanzen) oder das Gespräch mit einem vertrauten Freund sein. Finden Sie heraus, welche Strategien am besten für Sie funktionieren und integrieren Sie sie regelmäßig in Ihren Alltag.


5. Grenzen setzen und Selbstfürsorge

Setzen Sie gesunde Grenzen, um sich selbst vor übermäßigem Stress oder negativen Einflüssen zu schützen. Sagen Sie Nein zu Verpflichtungen, die Ihnen nicht guttun, und nehmen Sie sich Zeit für Selbstfürsorge und Entspannung. Priorisieren Sie Ihre körperliche, emotionale und mentale Gesundheit und nehmen Sie sich regelmäßig Auszeiten, um sich zu erholen und aufzutanken. Denken Sie an die Notfallansage im Flugzeug: Sauerstoff zuerst für Sie, denn nur wenn Sie gut versorgt sind, können Sie auch anderen helfen.


6. Reflektion und Selbstreflexion

Nehmen Sie sich Zeit, um über Ihre Gefühle, nachzudenken und herauszufinden, was sie verursacht. Fragen Sie sich, welche Auslöser oder Muster möglicherweise zu Ihren schwierigen Gefühlen beitragen. Gibt es Gesetzmäßigkeiten, Regelmäßigkeiten die Sie ableiten können?


Gehen Sie tiefer: Was will mir das Gefühl sagen? Welches Bedürfnis ist nicht erfüllt? Was kann, was muss ich ändern?


Ca. 90% unserer Gefühle sind uns nicht bewusst. Es sind aber unsere Gefühle, die ausmachen, wer wir sind. Je weniger Verbindung wir zu unseren Gefühlen zulassen, desto stärker nehmen wir als Mensch schaden. Desto stärker ringen wir damit, zu der Persönlichkeit zu werden, die wir gerne sein wollen. In sich ruhende Menschen sind vor allem auch mit Ihren Gefühlen im Reinen. Sie genießen die schönen und verstehen die Botschaft der schwierigen Gefühle, die uns zeigen wollen, dass wir an einem bestimmten Punkt an uns und/oder an unseren Lebensumständen arbeiten müssen.


7. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn schwierige Gefühle anhalten oder Ihren Alltag stark beeinträchtigen, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Sie müssen da nicht allein durch. Ein Psychologe, psychologischer Psychotherapeut oder Psychologischer Berater kann Ihnen durch seinen Blick von außen dabei helfen, Ihre Gefühle besser zu verstehen. Gemeinsame Reflexion hilft konstruktive Wege zu finden und notwendige Veränderungen zu lokalisieren. In einem geschützten Raum ist es leichter über Gefühle zu sprechen und durch entsprechende Ausbildung und Erfahrung kann ein Therapeut, Berater oder Coach Sie fachkundig unterstützen.


Fazit

Der Umgang mit überfordernden Gefühlen braucht Geduld, Selbstmitgefühl und die Bereitschaft, sich aktiv auseinanderzusetzen. Indem Sie bewährte Strategien üben, anwenden und sich auf Ihre Gefühle einlassen - sie fühlen - werden Sie besser mit den Herausforderungen des Lebens umgehen können. Sie werden an innerer Stabilität gewinnen und - und das ist das Wichtigste - Sie werden lernen die Botschaften Ihrer Gefühle verstehen und für Ihr Wohlbefinden und Glück nutzen können.


Wenn Sie breit sind, dann starten Sie durch. Es wird Ihr Leben bereichern.






Gesundheit ist auch Gefühlssache; Prof. Albrecht Hempel

Dominik Umberto Schott; Praxis Kommunikation 05|2023


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