Kennen Sie Ihre unbewussten Denkfehler?
Ein wesentlicher, häufig auftretender Faktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen und anderen psychischen Störungen sind sogenannte „Denkfehler“ – Verzerrungen in der Verarbeitung von Informationen. Diese Denkfehler, auch Denkverzerrungen genannt, sind ein Kernelement der von Dr. Aaron T. Beck entwickelten Theorie der kognitiven Verhaltenstherapie, die betont, wie Gedanken und Überzeugungen emotionale Zustände beeinflussen.
Ein großes Ziel unseres Gehirns ist es Energie zu sparen. Um mit komplexen Situationen effizient umzugehen, greift es daher auf kognitive Abkürzungen und vereinfachte Strategien zurück. Dabei handelt es sich um erlernte Muster, mit denen wir unsere Umwelt strukturieren und handhaben – oft ohne sie infrage zu stellen oder sie gar zu bemerken. Denkfehler laufen also im Hintergrund, dem Unbewussten ab.
Aber warum und wann werden diese Denkfehler problematisch? Wieso bieten diese Denkfehler den Nährboden für Depressionen? Die kognitive Verhaltenstherapie zeigt, dass unsere Gedanken und Grundüberzeugungen die Art und Weise prägen, wie wir die Welt und unsere Gefühle interpretieren. Denkfehler können zu einem Problem werden, wenn sie die Realität verzerren und zu negativen Einschätzungen von uns selbst, anderen Menschen oder der Zukunft führen. Erfahrungen werden durch eine bestimmte „Wahrnehmungs-Filter“ betrachtet und so oft nicht realistisch bewertet. Bei depressiven Personen sind dysfunktionale Denkstile besonders häufig.
Denkfehler gehen auf sogenannte „kognitive Schemata“ zurück. Das sind fest in uns verwurzelte Muster, die wir häufig aus Kindheitserfahrungen entwickelt haben. Diese Schemata führen zu bestimmten Interpretationsfehlern und negativen Emotionen. Diese wiederum verstärken pessimistische Erwartungen und Wahrnehmungen. Es entsteht ein Kreislauf, der nicht bewusst wahrgenommen wird.
Denkfehler sind also (oft) „automatische Gedanken“. Es sind schnelle und unbewusste Gedanken oder bildhafte Vorstellungen, die sich nicht aus zielgerichtetem Denken ergeben. Viele dieser Gedanken sind stark emotional und beeinflussen unser Erleben unmittelbar.
Hier sind einige Beispiele für die häufigsten Denkfehler, die unangemessene Emotionen und Verhaltensweisen hervorrufen können:
Dichotomes Denken (Schwarz-Weiß-Denken):
Alles wird in extremen Kategorien eingeteilt („Ich bin ein Versager“ vs. „Ich bin ein Genie“). Schlüsselworte wie „immer“, „nie“ oder „total“ zeugen davon, wie Menschen durch solche Denkmuster einfache Orientierung gewinnen, aber auch differenzierte Sichtweisen meiden.
Absolutes Fordern und Muss-Denken:
Unflexible, starre Erwartungen und Forderungen, die oft zu Frustration führen („Es muss alles perfekt sein“). Dahinter verbirgt sich oft eine unbewusste Angst vor Kritik und Fehlern.
Übergeneralisierung:
Aufgrund einzelner Ereignisse wird eine allgemeine Schlussfolgerung gezogen („Ich habe die Prüfung nicht bestanden, also ist das ganze Jahr verloren“). Begriffe wie „immer“, „nur“ oder „ausschließlich“ kennzeichnen diese Muster, die oft negative Zukunftsaussichten verstärken und Eigenverantwortung minimieren.
Etikettierung:
Einzelne Fehler führen zu pauschalen negativen Selbstbewertungen („Ich bin ein Versager“). Solche Gedanken führen zu einem negativen Selbstbild und verhindern eine realistische Selbstwahrnehmung.
Katastrophendenken:
Die Annahme, dass das Schlimmste eintritt („Ich habe Kopfschmerzen, bestimmt ist es ein Tumor“), schafft intensive Angst und Vermeidungshaltung, ohne reale Anhaltspunkte.
Personalisierung:
Äußere Ereignisse werden auf die eigene Person bezogen, obwohl kein Zusammenhang besteht („Mein Bekannter hat mich nicht gegrüßt, weil er mich nicht leiden kann.“).
Gefühlsdenken:
Die Annahme, dass emotionale Empfindungen objektive Wahrheiten widerspiegeln („Ich fühle mich nicht gemocht, also stimmt das auch“).
Versicherungsdenken:
Ähnlich dem Katastrophendenken, jedoch mit der stillen Hoffnung, dass das Negative nicht eintritt („Wenn ich das Schlimmste erwarte, kann ich nur positiv überrascht werden“).
Gerechtigkeitsdenken und Fairness-Erwartungen:
Diese Denkweise ist eine Unterkategorie des „Muss-Denkens“ und beruht auf der Erwartung absoluter Fairness im Leben, was oft Enttäuschungen hervorruft.
Willkürliche Schlussfolgerungen:
Rückschlüsse ohne reale Grundlage („Sie schauen zu mir herüber und lachen – sie machen sich sicher über mich lustig“).
Disqualifizierung positiver Erfahrungen:
Positive Erlebnisse werden als zufällig abgetan, während Misserfolge auf eigene Schwächen zurückgeführt werden („Die Prüfung habe ich nur durch Zufall/Glück bestanden.“).
Denkfehler führen oft zu emotionalen Schwankungen und können psychische Probleme verstärken. Wenn Sie über diesen Beitrag hinaus mehr über Ihre (depressionsverstärkenden) Denkfehler erfahren möchten, dann vereinbaren Sie gleich hier einen Termin für ein kostenfreies Vorgespräch mit mir. In einer psychologischen Beratung lernen Sie Ihre typischen Denkfehler zu erkennen und sie zu hinterfragen. So gelingt es Ihnen Stück für Stück schädliche (dysfunktionale) Gedanken leichter auflösen und durch realistischere Denkmuster ersetzen.
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